Unter König Hussein, an der Macht von 1952 bis 1999, ist aus Jordanien ein moderner und wichtiger Staat geworden. Er wurde gerade mit 17 Jahren König (sein Großvater, König Abdallah, wurde vor der Al Aqsa-Moschee in Kairo erschossen, dessen Sohn war unheilbar krank. Zu seinem Amtsantritt hatte ganz Jordanien gerade etwa 600.000 Einwohner – bei seinem Tod zehnmal so viel. Der massive Bevölkerungszuwachs vor allem durch Palästinenser (bis heute 2,3 Millionen, in den 90er Jahren nochmal eine halbe Million Iraker) war nur ein Problem von vielen, das der charismatische „kleine König“, begeisterter Pilot, meistern musste. In den 1950er und 1960er Jahren kam es zum Konflikt um das Jordanwasser. Im Sechstagekrieg zwischen Israel und den arabischen Staaten 1967 verlor Jordanien seine gesamten Gebiete westlich des Jordans an Israel. Weitere 400.000 Menschen, vor allem aus dem Westjordanland, kamen zusätzlich ins Land (1949 bereits die gleiche Zahl). Die Palästinensische Befreiungsorganisation, bildete in den Flüchtlingslagern eine Art „Staat im Staate“ und bedrohte die Monarchie. Das führte 1970/71 zum offenen Bürgerkrieg, in dem König Hussein die militärischen Einheiten der von Syrien unterstützten PLO gewaltsam zerschlug. Die eindeutige Parteinahme Jordaniens für den Irak im Vorfeld des Zweiten Golfkriegs 1991 führte zu Spannungen mit Syrien, den USA und den arabischen Golfstaaten. Dennoch gelang König Hussein 1994 der Abschluss des Friedensvertrages mit Israel, wobei Jordanien nochmals auf alle Gebiete westlich des Jordan verzichtete. Heute ist Jordanien der engste Verbündete Israels in der arabischen Welt. 1999 trat sein Sohn als Abdullah II. die Nachfolge an. Er schloss 2001 ein Freihandelsabkommen mit den Vereinigten Staaten, 2002 ein Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union und verfolgt ebenfalls eine klar prowestliche Außenpolitik. Seit Abdullahs Amtsantritt vor nun über 20 Jahren VERDOPPELTE sich die Einwohnerzahl auf nun über 10 Millionen.
Waren die Palästinenser die Herausforderung seines Vaters, so sind es für Abdullah seit 2011 Kriegsflüchtlinge aus Syrien. Über 1,3 Millionen Syrer leben bis heute im Norden Jordaniens, davon rund 100.000 in Zaatari ganz im Norden, das zu einer Stadt geworden ist. Würden alle arbeiten, wäre die Krise leichter zu meistern, aber die Jobs sind begrenzt. Nur 4% der bisher ca. 200.000 Arbeitsbewilligungen gingen an Frauen, obwohl rund die Hälfte der registrierten Flüchtlinge weiblich ist.
Jordanien ist abhängig von Wasser- und Energieimport. Durch die Flüchtlingskrise hat sich die Ressourcenknappheit noch verschärft. Die Hauptexportmärkte für jordanische Produkte wie Textilien, Dünger und Phosphate sind die USA, Saudi-Arabien und Indien. Da die Importe die Ausfuhren aber bei weitem übertreffen, gibt es Leistungsbilanzdefizite. Ohne die Zahlungen von Jordaniern, die im Ausland leben, (rund 3,5 Mrd. Dollar pro Jahr, ca. 8 % des Gesamthaushalts) stünde das Land noch schlechter da.
Die Flüchtlinge haben in einigen Sektoren – etwa in der Baubranche – für einen Aufschwung gesorgt. Viele Syrer und syrische Firmen haben ihr Geld zudem in Jordanien in Sicherheit gebracht. Auch wurden europäische Firmen explizit wegen der Flüchtlingskrise hier aktiv, wie Ikea: 2016, auf dem Höhepunkt der syrischen Flüchtlingswelle, entschied sich die Firma für ihr Engagement in Jordanien.
Der Anteil der Militärausgaben am BIP beträgt etwa 5-6 Prozent. Damit gehört Jordanien zu den am stärksten militarisierten Ländern und Volkswirtschaften der Welt. Das Königreich hängt finanziell am Tropf der USA, der Golfstaaten und des Internationalen Währungsfonds (IMF). 2018 ließen die Golfstaaten ein Hilfsprogramm auslaufen, was die ökonomische Lage in Jordanien nochmals verschlechterte. Um das Haushaltdefizit zu verringern, erhöhte Jordanien die Steuern auf Lebensmitteln.
Die 2005 gegründete Organisation Jordan River Foundation unter der Schirmherrschaft von Königin Rania (einer Britin) zum Beispiel gibt Mut, ist aber der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Wichtig ist das aktuelle Reformprogramm 2018 – 2022, das auch massiv auf den Ausbau von erneuerbaren Energien und weniger Subventionen setzt.
Die Corona-Pandemie seit März 2020 hat viele Fortschritte wieder zunichte gemacht, zumal Jordanien einen rigorosen Lockdown betrieben hat. Für junge Paare sind diese Maßnahmen aber von Vorteil. Sie konnten sich jetzt nämlich eine Hochzeit leisten – ohne dabei die gesamte Verwandtschaft und alle ihre Bekannten und Nachbarn zu vergraulen – vor Corona hätten sie alle einladen müssen.
Nun hoffen viele – und auch OASE REISEN – auf die Wiederbelebung des Tourismus, der vor 2015 fast 20% des BSP ausmachte. Die Bedingungen sind ideal.
Ahlan wa Sahlan – Willkommen in Jordanien!