Kurzreise nach Libyen im April: sicher und faszinierend
Von Kathrin Dannehl und Jörg Krüger
Auf dem einstündigen Flug Nr. YL801 mit Libyan Wings von Tunis nach Tripolis: Durchsage des Piloten. Aber nicht über das Wetter – er begrüßte uns beide herzlich als „deutsche Touristen“… 10 Jahre nach dem Sturz von Gaddafi, nach Wirren und Machtkämpfen kommt das uns so fremde Land auf der anderen Seite des Mittelmeers endlich aus der Isolation – ganz langsam.
Schon viel und auch weit gereist, stand Libyen schon seit Jahren ganz oben auf unserer Agenda. Das uralte Kultur- und Durchgangsland vieler Völker, ist bei uns ziemlich unbekannt. Und man hört ja so gut wie nichts aus Libyen. Wir wollten wissen: wie ist es, sind die vielen Warnungen berechtigt?
Visa sind noch immer teuer und wir waren uns nicht ganz sicher, ob es klappte. Aber wir bekamen wenige Tage vor der Reise die Visa „on arrival“, mussten nicht noch der Botschaft in Berlin einen Besuch abstatten.
Noch vor der Passkontrolle wurden wir von unserem Guide Abdo in Empfang genommen. Die Visa erhielten wir dann nach kurzer Wartezeit stolz von ihm überreicht. Abdo spricht gutes Englisch und begleitete uns nun die nächsten Tage zusammen mit einem Abgesandten der Touristenpolizei, der uns in Zivil und überaus freundlich ebenfalls jederzeit zur Seite stand. Das waren gleich mehrere und nur positive Überraschungen – und so ging es die nächsten vier Tage weiter.
Wir erkundeten zunächst die Hauptstadt Tripolis und die faszinierende Altstadt. Für arabische Länder eher ungewöhnlich, konnten wir den Souk ganz in Ruhe genießen und uns in den kleinen, bunten Lädchen umschauen. Die zurückhaltenden, sympathischen Libyer haben jede unserer Fragen beantwortet und immer wieder trafen wir auf Menschen, die gern ein paar deutsche Worte mit uns wechselten. Auch hier war immer wieder Freude zu spüren, endlich wieder Touristen zu sehen und damit der Normalität und dem Austausch etwas näher zu kommen.
In den nächsten zwei Tagen haben wir die hervorragend erhaltenen Römerstädte Leptis Magna und Sabratha besucht – absolute Highlights am türkisblauen Meer unter strahlend blauem Himmel. Und ganz ohne Touristen! Die sehr gut informierten lokalen Guides haben uns mit Charme und Witz nicht nur die innovativen Konzepte der Römer von Gemeinschaftslatrinen näher gebracht, sondern konnten auch jede andere Frage zu diesen antiken Städten beantworten.
Weniger bekannt, aber nicht weniger beeindruckend war unser Ausflug in die Nafusa-Berge mit Besichtigung der unterirdischen Höhlenwohnungen in Gharyan – noch bis vor wenigen Jahren bewohnt –, das dortige Töpfereihandwerk und die jahrhundertealten Speicherburgen der Berber.
Neben der Übernachtung in einem guten und sauberen 3-Sterne-Hotel fehlte es uns auch kulinarisch an nichts. Vom echten italienischen Café Latte, über traditionellen arabischen Kaffee, Couscous mit Lammfleisch oder in Libyen gefangenem Oktopus mit frisch gepresstem Zitronen-Minz-Shake konnten wir nach Belieben genießen – hier natürlich ohne Wein.
Neben einer perfekten Organisation vor Ort haben wir uns auch zu jeder Zeit vollkommen sicher gefühlt. Selbst einen Spaziergang nach dem Abendessen vom Restaurant zum Hotel konnten wir ohne Abdo oder sonstige Begleitung unternehmen. Zu keiner Zeit haben wir das Gefühl von Gefahr oder Unsicherheit gehabt.
Wir haben die Tage sehr genossen und freuen uns auf eine weitere Reise nach Libyen, diesem faszinierenden Land. Erst seit diesem Frühjahr 2023 ist mit OASE REISEN und seinem engagierten Partner in Tripolis endlich auch ein Besuch der alten Wüstenstadt Ghadames wieder möglich. Deshalb sind wir optimistisch, dass auch der tiefe Süden bald wieder bereisbar ist – mit den Seen von Ounianga zum Beispiel.