Reise-Informationen
Reiseziel Ennedi-Bergland im Tschad
Diese außergewöhnliche Reise führt uns in einen der letzten „Weißen Flecken“ der Sahara und damit der Welt: in das bizarr verwitterte Ennedi-Bergland. Es erstreckt sich über eine Fläche von 40.000 km². Durch die Erosion von unterschiedlich hartem Sedimentgestein (einstigem Meeresboden) entstanden gewaltige Sandsteinformationen mit Pfeilern, Brücken und Bögen, die mit ihren Dimensionen einzigartig für die Sahara sind. In den tief eingeschnittenen Tälern ist genügend Feuchtigkeit vorhanden, Vegetation bietet genügend Nahrung für große Kamelherden. Vor allem in den Randbereichen des Ennedi sind immer wieder Dorkas-Gazellen in ganzen Gruppen zu sehen; im Ennedi leben u.a. auch Schakale und in einigen Gebieten Paviane und noch Leoparden. Der Ounianga Kebir ist der größte der Wüstenseen und salzhaltig; die Oberfläche beträgt etwa 10 km2. Mit Palmen bestandene Sandzungen reichen in den See hinein, angeweht durch unablässigen Passatwind.
Diese Reise
Wir unternehmen im Ennedi kleinere Touren zu Fuß von etwa je einer Stunde. Dadurch ist diese Reise auch für jene interessant, die nicht lange trekken wollen oder -können. Nach dem Ennedi durchqueren wir die gewaltige „Sandschüssel“ der Mourdi-Depression mit Sicheldünen, passieren kleine Salzoasen und gelangen zu den Ounianga-Seen. Dünen, Palmen und Kalkfelsen spiegeln sich hier im dunkelblauen Wasser. Rückfahrt wieder nach Abéché und auf einer anderen Route (via Ati) nach Westen: weitere Begegnungen mit Nomaden und Ackerbauern bereichern diese Reise ebenso wie ein Ausflug zum Lac Fitri im Sahel und zum Schluss eine Nacht und ein Tag in einem Hotel am Chari-Fluss. Nicht nur täglich, sondern stündlich bieten sich neue Landschaftseindrücke. Durch fast menschenleere Fels- und Sandlandschaften erreichen wir dann eines der größten Wunder der Sahara, die blauen Seen von Ounianga. Seit 2012 gehören Sie zum UNESCO-Weltnaturerbe.
Artikel von S. Müller, NZZ Zürich vom 15.8.20
Artikel (14 Seiten) von W. Gartung, terra 2/18
Basispreis: | ab 4.590 € |
Termine: | 30.11.2024 – 18.12.2024 01.02.2025 – 19.02.2025 |
EZ/Zelt-Zuschlag: | + 190 € |
Aufpreis p.P.: | bei 4/5 Teiln.: + 400 € |
Leistungen: | alle genannten Fahrten; Reiseleitung Mahaman Yaou (englischsprachig), Permits und Eintrittsgelder in Höhe von ca. 180 € p.P., alle Mahlzeiten bis auf den 1. und 17. Tag (kein Abendessen), Getränke (Mineralwasser, Tee, Kaffee- Apéritiv) während der Expeditionsreise. |
Nebenkosten: | Flüge (ab ca. 750 €), Visakosten (100 €), Versicherungen, Trinkgelder. |
Verlängerung: | Zakouma-Nationalpark |
* Diese Reise führt durch unwegsame, isolierte Gebiete und hat Expeditionscharakter. Dies beinhaltet evtl. Modifikationen des Programmablaufes, die sich aus den jeweiligen Umständen ergeben können. Die genannten Etappen sind deshalb nicht verbindlich und nur grobe Anhaltspunkte.
Reisebeschreibung
AIR FRANCE: Abflug von Ihrem nächst gelegenen Flughafen nach Paris, von dort 13:15 - 18:50 Uhr nach N´Djamena.
Alternativen mit Egyptair, Turkish oder Ethopian Arlines (Abflug einen Tag früher).
In der Nähe vereinen sich der Logone- und der Chari-Fluß, der weiter in den Tschadsee fließt. Der Ortskern ist noch kolonial und von Arkaden geprägt; an den großen Markt schließen sich Lehmhäuser an.
Übernachtung in einem guten Mittelklasse-Hotel, meist "Chez Wou" im Zentrum mit Pool oder im "Le Chari" direkt am Fluss (Mercure-Hotel der Accor-Gruppe, das ehemalige 5*-Hotel Méridien).
* AIR FRANCE fliegt nicht jeden Tag nach N´Djamena. Wenn Sie einen Tag vorher fliegen (am Samstag) kostet die Zusatz-Übernachtung mit Frühstück und Abholung vom Flughafen 140 € im DZ p.P. bzw. 120 € im EZ. Sie können dann am nächsten Tag z.B. in den Lehmort Gaoui, ca. 20 km, mit einem interessanten Museum und kunstvoll bemalten Lehmhäusern, und Empfang beim Sultan. Fahrzeugkosten 100 €, geteilt durch die TeilnehmerInnen, Eintritt 5.000 CFA-Francs = ca. 8 €.
Die Asphaltstraße nach Abéché wurde vor einigen Jahren asphaltiert und verläuft über Mongo. Nach 70 km erreichen wir Massaguet. Hier – und auch in N´Djamena – sollten wir vorsichtig mit dem Fotografieren sein. Rund 160 km hinter N´Djamena biegt die neue Straße südöstlich ab und führt über Bokoro und Bitkine nach Mongo, vorbei an Trümmer-Inselbergen. Wir kommen in das Gebiet der sesshaften Hadjerai („Menschen der Steine“ hier in der felsigen Region Guéra; östlich von Mongo erhebt sich der 1.506 m hohe Mt. Guédi aus der Ebene. Die Hadjerai sind ebenso begabte Bauern wie Jäger und pflegen teilweise noch einen alten Ahnenkult.
Der größere Ort Bokoro, 310 km von N´Djamena, empfängt uns mit einem Wachhäuschen vor dem Schlagbaum im Schweinchenrosa und lyraförmigen Dumpalmen. Großer Markt am Samstag: Frauen und Mädchen mit leuchtenden Gewändern in allen Farben des Regenbogens sitzen vor sorgfältig aufgetürmten Tomaten, Gurken, Melonen und Zitronen. Die Landschaft, bis jetzt weit und leer, füllt sich bald mit Bäumen und vor allem mit rotstämmigen Akazien. Gummi Arabicum wird aus den angeschnittenen Stämmen gewonnen, gelangt über Händler nach Europa, Grundlage für Bonbons und (Klebstoff).
Erstes Zeltcamp hinter Bokoro. Es gibt auch Klappstühle und wie es sich gehört, einen Apéritif (z.B. den urfranzösischen Pastis) vor dem Abendessen…
Bald tauchen mächtige Inselberge mit glatten Wänden vor uns auf – dominierend ist der Pic de Guéra, mit immerhin über 1.600 Metern vor Bitkine. Von hier sind es noch knapp 60 km nach Mongo, alles asphaltiert. Wir haben Zeit, hier im kaum bekannten Guéra-Massiv noch Fotos zu machen und einen der Märkte entlang der Route zu besuchen. Hinter Mongo erhebt sich der über 1.500 m hohe Inselberg Abu Telfane. Kauf von Feuerholz an der Straße (weiterhin asphaltiert). Wir kommen nach Oum Hadjer, 145 km vor Abéché. Camp in einem geschützten Wadi ca. 120 km vor Abéché.
Nach Abéché: Straßenlampen mit Solarbetrieb, viele gelbe-Tuk-Tuks, aus Indien importiert. Altes Zentrum mit kolonialen Häusern, Rundbögen – in einem eine Werkstatt für Lederverarbeitung. Entdeckungen im Souk, dort türmen sich auch Gewürze und schöne Körbe. Abéché ist bis heute ein wichtiger Knotenpunkt im Trans-Sahara-Handel und war schon ab dem 16. Jh. ein Sklavenmarkt – nach Sudan (Darfur) sind es 170 km. Ende des 19. Jahrhunderts versiegten in der Hauptstadt Ouara die Brunnen, weshalb der Sultan Abéché zur neuen Hauptstadt seines Königreichs Wadai erklärte. Diesen Status behielt die Stadt auch bis zur endgültigen Einnahme durch französische Kolonialtruppen 1912.
Nachmittags geht´s aus der Stadt – Piste, nach 50 km tellerflach, einzelne Dornbüsche und Akazien wie hingetupft in bräunlichem Staubnebel. Brunnen mit Kamelen und Eseln.
50 km nördlich gelangen wir nach Biltine; der Ort ist von interessanten Granit-Formationen umgeben. Camp in einem Wadi bei Arada.
Wir fahren rund 30 km auf einer gewellten, bewachsenen Düne, dann wird die Gegend wieder flach. Vor Kalaït, 110 km, erheben sich einzelne Granitfelsen, einige Akazien wachsen hier. Kalaït ist mit staatlicher Förderung seit einigen Jahren eine kleine Stadt geworden – mit Solar betriebenen Lampen, Schule, Krankenstation. Einfache Läden in Lehmbuden im Sand, Wildwest-Stimmung. Wir tanken hier wieder Diesel, wie üblich aus Fässern. Oum Chalouba mit dem nun verfallenen frz. Lehmfort 18 km westlich hat dagegen keine Bedeutung mehr.
Danach wieder große leere, einzelne Kamele. Am Horizont tauchen Inselberge auf: Ausläufer des Ennedi. Dann die massigen Konturen der Berginsel Terkéï. Hier bewundern hier die eindrucksvollen Zeugnisse der Erosion: ein natürlicher Torbogen wirkt wie der Eingang zu einem untergegangenen, verwunschenen Reich mit riesigen Stadtmauern, Festungen und Türmen. In einer langgestreckten Höhle sind (eher kleine) Felsbilder von Menschen und Kamelen.
Weiterfahrt von einigen km nach Ségredei: hier „wachsen“ Felsen wie riesige, meterhohe Pilze in den Himmel. Camp in dieser bizarren Umgebung.
Wir sind umgeben von Meisterwerke der Erosion: rechteckige Felsen, die hintereinander wie steinerne Klingen aus dem Sand ragen. Der Rastplatz in der Nähe wird von etwa 5 m hohen „Skulpturen“ überragt, die von Henry Moore stammen könnten und aus dem Sand ragen: in Form von Zipfelmützen, Brüsten, und gedrechselten Kegeln.
Der Felsgarten von Tokou an der Westabdachung des Ennedi bietet Fotomotive ohne Ende und viel zum Staunen: Torbögen, durchlöcherte Felswände und ganze Fels-"Wälder". Wir halten auch an einem großen Felsen, der die Form eines Elefanten hat. Wir entdecken weitere prähistorische Felsbilder in einer teilweise überirdisch anmutenden Landschaft aus wundersam erodierten Sandsteinfelsen und Sanddünen. Es sind Überreste von Sedimentgesteinen, die einst den Boden eines Ur-Ozeans bildeten.
Cam am Rand des Wadis von Archei.
Archei liegt inmitten von bis zu 120 m hoch aufragenden Felsen. In der Guelta werden je nach Saison mehrere hundert Kamele getränkt. Weit hinten im letzten Teil der Schlucht leben noch einige saharische Krokodile in Gueltas, die mit Glück zu sehen sind – besser aber, wenn wir von oben in die Schlucht blicken (ein Fernglas leistet gute Dienste). Sie messen nur etwa zwei Meter und ernähren sich von kleinen Fischen. Der Canyon wird durch ein W-förmig verlaufendes Wadi gebildet, an dem ein Beobachtungspunkt für die Krokodile liegt; weiter abwärts bieten sich von beiden Seiten der Felsen herrliche Aussichtspunkte. Unweit davon befindet sich auch eine Grotte mit Felsbildern aus der Rinderzeit.
Weicher Sand, Berge wie kariöse Zähne, Flaschen und Kegel. Ein Berg mit zwei Löchern in einem gigantischen, länglichen Quader. 25 km hinter dem Guelta: ein Nomadencamp, lange, flache Dünen. Nach zwei Stunden werden die Berge flacher, wir fahren über weite Sandflächen, hin zum messerscharfen Horizont, unterbrochen von einigen Felstürmen. Camp – im Idealfall – zwischen Felstürmen und Formationen, die an steinerne Klingen oder Pilze erinnern, zwischen zwei breiten Wadis. Es wirkt auch hier, als habe sich ein verrückter Gott ausgetobt.
Nur Wüstengräser vor einer kleinen Düne am Wadi bewegen sich im Wind. Sonst surreale Bilder, wie eingefroren. Die Stille rauscht im Kopf.
Durch das breite Trockental fahren wir ca. 15 km in den Verwaltungsort Fada, bis Ende der 90er Jahre noch immer vermint. Fada ist eine alte Oase und gehört zur Heimatregion von Präsident Idris Déby; vier seiner Minister kommen von dort. Schmucke Bungalows mit Solar-Panelen, verstreute Dumpalmen. Ein großer Exerzierplatz mit dem verwitterten Fort der Franzosen, viele Soldaten. Dennoch eine ruhige, gute Stimmung. Freundliche Händler ringsum, kalte Getränke. Frisches Gemüse und Obst ist aber auch hier meist nicht zu finden – in den Oasen wird so gut wie kein Gartenbau betrieben.
Tanken aus Fässern, Wasser bunkern, Papiere abzeichnen lassen – gegen 12 sind wir wieder draußen. Die Piste wird nach 10 Kilometern steinig, wurde erst 2012 entmint und von einem Schweizer Entwicklungsprojekt ausgebaut – an Stellen mit etwas Steigung gibt es jeweils ein paar hundert Meter Asphalt. Vom Plateau wieder hinunter in die Sandschüssel – in die weite, berüchtigte Mourdi-Depression mit weichem Sand und Wanderdünen. Einige verstreute Felsen wie Orgelpfeifen.
Die Mourdi-Depression: 360 Grad flache Wüste mit Weichsand. Es ist die größte und sandreichste "Windstraße" der Sahara. Durch wandernde Sicheldünen (Barchane) gibt es hier keine Piste. Nach ca. 50 km schwierige Ausfahrt aus den flachen Sicheldünen, sie sind konturlos in der grellen Sonne. Nach 60 km fahren wir über eine harte Piste auf einem Plateau, aber nur kurz – dann kommt wieder Sand mit harten Grasbüscheln. Am Horizont tauchen blaue Bergketten auf und der Tafelberg Mayar. Dann sehen wir zwei ebenmäßige Berge wie Brüste, fahren weiter entlang von Tafelbergen. Weiterfahrt über flache, hellgelbe Dünen. Dann die nächsten 40 km eine Fahrt wie im Rausch über tellerflachen, harten Sand zur Salzoase Tegueidei. Die letzten 10 km bis zur Oase sind holprig. Taubengraue und weiße Sandfelsen umrahmen die Oase mit ihren Dumpalmen, zwischen denen wir unser Camp aufbauen.
Morgens auf den brüchigen Berg, ein grandioser Blick auf den Palmenhain und den blauen See. Versteckt zwischen harten Palmbüscheln, sieht man vom Ufer aus die starke Versalzung. Das Salz wird im Juni/Juli herausgekratzt, Datteln im August geerntet. Nach 20 km erreichen wir den kleinen See, Ounianga Sérir: Süßwasser mitten in der Wüste, von Schilf und Palmen umgeben. Fast alle wagen ein Bad – das Wasser ist aber kaum wärmer als 16 Grad.
Nachmittags erreichen wir den ersten der zwei großen Seen, Ounianga Kébir. Wellen brechen sich schaumig am Ufer. Camp hinter dem See, unter Palmen. Oft heulen hier nachts Schakale.
Vom kleinen Ounianga-See zum großen, “Kébir“ geht es 45 km durch ebene Sandwüste mit Weichsandstellen. Unsere Autorisation de Circuler, unterschrieben vom Innenminister, wirkt auch hier bei den Soldaten Wunder. Unser nahes Ziel ist der Lac Yoa, zweigeteilt durch einen natürlichen Damm, umstanden von Palmen. Rund ein Dutzend Sen gab es hier, von denen nur noch dieser und der von Ounianga Kébir permanent existieren. Das blaue Wasser schimmert hinter Dumpalmen. Durch unterschiedlichen Salzgehalt leuchtet der hintere Teil des Yoa-Sees rötlich, der andere blau. Schaumige Salzflocken treiben am Ufer. In einer Süßwasserquelle zwischen dem See und einem Felsen baden drei Soldaten: Thermalbad in der Wüste.
Einige Kilometer weiter: Ounianga Kébir, der große See. Er ist nicht nur groß, sondern gigantisch. Im Gegensatz zu seinem "großen Bruder" ist er zum großen Teil von Schilf umgeben; isolierte, helle und spitze Inselberge spiegeln sich im Wasser. Reiher, Wildenten und andere Wasservögel sind hier zu Hause. Mit Palmen bestandene Sandzungen reichen in den See hinein, angeweht durch unablässigen Passatwind. Die Sandzungen wirken wie Dämme, hinter denen sich aufsteigendes Süßwasser staut und vom See durch die Verdunstung angesaugt wird. Jährlich verdunstet hier eine Wassersäule von 6 Metern bzw. 60 Millionen Kubikmetern - aber Süßwasserquellen in der Umgebung gleichen den Verlust wieder aus. Es sind Quellen, die sich aus Becken fossilen Wassers speisen, das unter der Sahara ruht.
Camp im Wadi Doum.
Wir gehen wie üblich morgens zu Fuss vor, durch das breite Wadi Doum. Nach rund 40 Kilometern die ersten Zeugnisse des Wüstenkriegs der Libyer Ende der 80er Jahre: ein Berg von Granaten neben der Piste, viele noch scharf, verbogene Chassis explodierter Fahrzeuge. Entlang von Wanderdünen, Barchanen, schaukeln über scharfe Steine. Mehrfach verlieren sich die Fahrzeugspuren im hellen Sand; Dünen versperren den Weg.
Einzelne, verwitterte Bergreste ragen dann aus der Wüste, schwarze Inselberge wirken wie Festungen. Nach 68 Kilometern: das Wadi von Bir Kora mit hellgrauen, abgeschliffenen Sandsteinfelsen. Wieder weite Sandwüste mit weichen Stellen und ein Dünen-Cordon mit Erkundung zu Fuß und Fahrt im grellen, konturlosen Cremegelb. Dann wieder Felsen, kleine Steine wie hingestreute Lakritze.
Nachmitttags: dünne Bäume trotzen der Wüste, vor uns ein lang gestrecktes, grün betupftes Wadi vor zwei mächtigen, senkrecht abfallenden Tafelbergen: Oaei, ausgesprochen „Wei“. Große Akazien im Tal, Gruppen von Palmen und Gärten, vor gefräßigen Tieren mit urigen Knüppelzäunen geschützt, verstreute Basthütten. Ein paar schüchterne Kinder kommen zögernd zu unseren Fahrzeugen, Neugier besiegt auch hier die Furcht. Camp (im Idealfall) hier in einem Seitental.
Hinter dem Tal mit seinen mächtigen, grünen Bäumen dehnt sich blassgelbe Leere; am Horizont vor uns bläulich schimmernde Bergketten und gezackte Inselberge. Wir fahren zu diesen westlichen Ausläufern des Ennedi: einzelne „Zuckerhüte“ erheben sich aus ihren Schuttkegeln wie im Monument Valley, Nougatfarben. Wir besteigen eine dieser isolierten Bastionen am westlichen Ennedi: ein 360 Grad-Blick von der Leere im Westen bis zu den Bergen und der Grotte von Bishagara vor uns in den dunklen Felsen.
Dann ein Brunnen, meist mit vielen Kamelen. Ein großer Generator, über die Pumpe wird eine Zisterne gefüllt, an der Mädchen mit bunten Kleidern und Kopftüchern das Wasser in gelbe Kanister füllen. Überall in Afrika sind sie vertreten: leere Ölkanister von Hilfslieferungen diverser Organisationen. Ein tschadischer General hat den Brunnen anlegen lassen.
Hinter dem Brunnen durchqueren wir eine flache, monotone, sahelische Vegetationsinsel, dann Sandwüste mit hartem Sand. Das GPS zeigt 220 km seit unserem Aufbruch, als wir wieder den „Wildwest“-Handelsort Kalaït erreichen. Wir installieren uns wie auf dem Hinweg im sandigen Areal der Schweizer Entwicklungshilfe, in denen einfache Gästehäuser stehen, mit weißen Kuppeln.
Durch flache Wüste fahren wir noch ca. 50 km weiter nach Süden, bis vor Arada.
Ein längerer Fahrtag, davon aber (Abéché – Oum Hadjer) mit knapp 150 km Asphaltstraße. Über Arada und Biltine erreichen wir wieder Abéché. Die Fahrzeuge werden erstmals nicht aus Fässern betankt, es gibt Tankstellen und für uns eiskalte Getränke. Mit frisch gepresstem Fruchtsaft sollte man hier allerdings vorsichtig sein, es wird zweifelhaftes Wasser und –Eis zugefügt…
Die 145 km nach Oum Hadjer sind asphaltiert; wir fahren wieder durch schöne sahelische Landschaft mit Akazien vor schroffen Granitbergen und Lehmhütten mit spitzen Strohdächern. Westlich von Oum Hadjer SOLLTE die Straße schon asphaltiert sein, aber durch den Verfall der Erdölpreise wurde das zunächst „auf Eis“ gelegt. Wir fahren etwa die Hälfte der 160 Pisten-km nach Ati; dort bietet sich beim Ort Asnet ein guter Rastplatz in sandiger Weite.
Wir kommen nach Ati, tanken hier und können noch den Markt besuchen – Treffpunkt von Sesshaften und Nomaden. 60 km westlich geht´s ab auf eine sandige Piste, der wir 50 km nach Südwesten bis zum Ort Yao folgen. Unser Partner Mahaman Yao (!) kennt den hiesigen Sultan gut – ein freundlicher, offener Mann. Wir trinken gemeinsam Tee, während unser Koch etwas auf den „Tisch“ zaubert und Dorfleute ein paar Boote, Pinassen, „startklar“ machen. Der Lac Fitri ist so etwas wie der Tschadsee im Kleinformat: von unterirdischen Zuflüssen (und im Sommer vom Batha-Fluss) gespeist, flach und fischreich. Wir stechen mit den Fischern für etwa eine Stunde „in See“.
Zurück an die Hauptstraße, noch ca. 60 km weiter westlich und Camp – das letzte auf dieser Reise.
Ab Ngoura (120 westlich von Am Djemena) beginnt wieder die Asphaltstraße, führt nach Massaguet und 46 km weiter nach Djermaya. Von hier fahren wir nicht ca. 30 km südlich nach N´Djamena, sondern 40 km nach Dougia, direkt am Chari-Fluss. Auf der anderen Seite ist Kamerun – nach knapp 30 km endet das Land im Tschadsee.
Wir fahren durch eine schattige Allee aus Neem-Bäumen, von den Franzosen in den 50er Jahren angelegt. Das Hotel, damals ein Jagdcamp für Enten, entstand auch in der Zeit; es kamen 8 Rundhüten und ein kleines Gebäude mit einigen „Luxuszimmern“ für Jagd-Touristen hinzu. Die letzten Jahre lief hier nichts: Boko Haram. Nun sitzen manchmal wieder Jäger in martialischem Dress auf der großen Terrasse, neben Mädchen und den Pastis auf dem Tisch. Enten und Gänse auf dem Tschadsee werden gejagt.
Meerkatzen lugen aus dem Geäst hinunter, warten auf einige Leckerbissen – etwas Brot wir schon dankbar angekommen.
Duschen! Ausruhen! Kaltes Bier! Und abends gegrillter Capitaine-Fisch…
Wer mit ETHIOPIAN AIRLINES gekommen ist, fährt gegen 10 Uhr schon die ca. 80 km nach N´Djamena. Die anderen – also (fast) alle der Gruppe – können durch den nahen Ort Dougia mit seinen vielen freundlichen Kindern und Lehmhäusern schlendern oder auch eine Fahrt zum Tschadsee unternehmen (im November ist es nur eine gute Stunde bis zum offenen Wasser, im Februar sind es fast drei Stunden. Das Hotel verfügt über ein großes Metallboot mit Außenborder (nicht enthalten).
Nachtflug mit AIR FRANCE zurück ab 00:20 - 06:20 Uhr, Weiterflug zu Ihrem Zielflughafen.